Eröffnung Freitag, 13. September 2024, 19 Uhr

Tarek Atoui ist nicht nur Künstler, sondern auch Musiker, der bereits zwei erfolgreiche Auftritte in Bregenz hatte: 2017 anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Kunsthauses Bregenz und 2018 im Rahmen der Projektreihe "Talks on Music and the Arts". Bei seinen Performances arbeitet er eng mit Musikern und Amateuren zusammen. Diese Zusammenarbeit, sei es in Form von öffentlichen Interventionen oder Workshops mit Klangstücken, dient der Erforschung von Klangphänomenen. Atoui untersucht die Musikgeschichte, akustische Schwingungen und das Wechselspiel von Körper und Klang. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf die Entwicklung neuer Instrumente. Er konstruiert innovative Klangkörper, Instrumente und Hörhilfen, die sich weiterentwickeln, indem sie vom Raum und den Händen, die sie bedienen, lernen. Auf seinen Reisen erkundet der Künstler die kulturellen Traditionen verschiedener Regionen und integriert sie in seine Werke.

Tarek Atoui kombiniert die Geräusche unterschiedlicher Hafenstädte mit charakteristischen Objekten dieser Orte. Ein Beispiel dafür ist sein Projekt für das Museum Serralves in Porto im Jahr 2022: Dort verwebt er die Klänge des Hafens mit Holzbehältern für Kompost, ergänzt durch Marmorfiguren, die am Hafen seiner Heimatstadt Beirut hergestellt und verkauft wurden, wo im August 2020 eine verheerende Explosion stattfand. Dieses Projekt gehört zur Serie "Waters' Witness", einer immersiven Klanglandschaft, die Hafenstädte von Athen bis Abu Dhabi verbindet. Die Serie wurde neben Porto 2020 auch im Fridericianum in Kassel, 2022/23 im Mudam und Park Dräi Eechelen in Luxemburg und 2023 im MCA Sydney in immer neuen Variationen ausgestellt. Neben den vor-Ort-Recherchen fließen in Atouis Arbeiten auch historische Untersuchungen ein. Er verwendet Klänge ethnischer Instrumente aus dem Musikinstrumenten-Museum Berlin als Ausgangspunkt, um neue Instrumente zu entwickeln. Darüber hinaus experimentiert er mit elektroakustischen Techniken und Computersystemen, die sich mit Hörern und Musikern verbinden, um bisher unbekannte Klänge zu synthetisieren. Im Mittelpunkt stehen dabei spielerische Erkundungen und musikalische Erlebnisse, um ein Gefühl von Gegenwart und Spontaneität zu schaffen. Charakteristisch sind Situationen, die offen für Unvorhersehbares sind und performative Elemente als irritierende Komponenten integrieren. Atoui betrachtet Musik als etwas Veränderliches, das inspiriert und inspiriert wird. Es geht darum, "den Dingen die Möglichkeit zu geben, sich zu verändern und sich an ihre Zeit und ihren Ort anzupassen", erklärt der Künstler. Das Kunsthaus Bregenz mit seinen akustisch sensiblen Räumen bietet somit einen idealen Klangkörper für das Werk von Atoui.