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Günter Brus  Wiener Spaziergang, 1965  Schwarzweißfotografie  aus der Mappe Wiener Spaziergang, 1989 Foto: Graphisches Atelier Neumann, Wien Courtesy of the artist und Sammlung Heinz Neumann, Wien © Günter Brus

Günter Brus Wiener Spaziergang, 1965 Schwarzweißfotografie aus der Mappe Wiener Spaziergang, 1989 Foto: Graphisches Atelier Neumann, Wien Courtesy of the artist und Sammlung Heinz Neumann, Wien © Günter Brus

Bregenz: Günter Brus

https://www.kunsthaus-bregenz.at/ausstellungen/guenter-brus


17.02.2024 - 20.05.2024
Kunsthaus Bregenz Karl-Tizian-Platz 6900 Bregenz, Österreich
Ein Mann steigt aus einem Citroën 2CV. Sein gesamtes Erscheinungsbild ist von Weiß durchzogen, von der Kleidung bis zur weißen Dispersion, die ihn bedeckt. Eine schwarze Linie durchzieht seinen Körper, beginnend am rechten Fuß, verläuft über Sakko, Hals, Mund, Nase und Scheitel, um auf der Rückseite des Körpers an der linken Ferse zu enden. Dieser Mann wird lebendiges Bild, wandelnde Skulptur. Die schwarze Linie, gleichzeitig Fleck und Naht, durchzieht und teilt den Körper. Günter Brus startet am 6. Juli 1965 seinen Wiener Spaziergang auf dem Heldenplatz als bewegliches Mahnmal, ein Untoter, der gegen das autoritäre Klima der Zeit protestiert. Kurz darauf wird er festgenommen und wegen Störung der öffentlichen Ordnung bestraft. Diese Festnahme spiegelt die konservative Grundstimmung im Nachkriegsösterreich wider. Weitere Aktionen wie Selbstbemalung I + II und radikalere Selbstverstümmelungen folgen. Brus erprobt die Kunst am eigenen Körper, seine öffentlichen Bewegungen führen zur Entgrenzung der Malerei. Die Überschreitung von Schmerzgrenzen erzeugt Beklemmung und verleiht dem Geschehen drastische Ernsthaftigkeit. Brus wird ein Pionier der Body Art und Vorreiter der performativen Kunst.

Bereits 1964 bemalt er sich im Rahmen seiner ersten Performance "Ana", einer mehrteiligen, mehrstündigen Aktion, erstmals weiß. Mit der rechten Hand führt er einen Pinsel mit schwarzer Farbe über seinen kahl geschorenen Kopf. Die Augen und der Mund sind geschlossen, Brus steht vor einer weißen Leinwand. Bild und Malakt verschmelzen, es entsteht eine gespenstische Entfremdung und Zerteilung. Diese Spaltung ist das Kennzeichen einer Kunst, die in der Vereinsamung das Symptom der Beschädigung des gesellschaftlichen Lebens erkennt. "Selbstbemalung", notiert Brus 1965, "ist eine Weiterentwicklung der Malerei. Die Bildfläche hat ihre Funktion als alleiniger Ausdrucksträger verloren. (...) Durch die Einbeziehung meines Körpers als Ausdrucksträger entsteht als Ergebnis ein Geschehen, dessen Ablauf die Kamera festhält und der Zuschauer miterleben kann."

Das Kunsthaus Bregenz präsentiert erstmals das Gesamtwerk eines Wiener Aktionisten, Günter Brus. Der Schwerpunkt liegt auf fotografischen Aufzeichnungen seiner epochalen Aktionen und Performances sowie informellen Malereien. Diese großformatigen Arbeiten zeichnen sich durch fahrige, wild gewordene Gesten aus und zeigen Malerei als aggressiven Akt, der von Enthemmung, zuckender Zerrissenheit und einem drängenden Todestrieb geprägt ist.

Eröffnung
Freitag, 16. Februar 2024, 19 Uhr

Eingetragen am: Donnerstag, 30.11.2023
Letzte Änderung: Montag, 11.03.2024


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