Sung Tieu (*1987 in Hai Duong, Vietnam) entwickelt Rauminstallationen aus Objekten, Zeichnungen, Videos und Sounds. Ausgehend von der eigenen Familiengeschichte, die geprägt ist von ihrer vietnamesischen Herkunft und der Migration in die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1992, begann sie sich mit Einwanderung, Grenzschutz und Überwachungssystemen zu beschäftigen. Sie interessiert sich für den Einfluss von Architektur und Design auf Individuum und Gesellschaft. Insbesondere Strukturen und Strategien, die von Polizei, Militär und staatlichen Verwaltungsstellen zur Steuerung, Konditionierung und Manipulation von Menschen entwickelt wurden, stehen im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Recherchen.

Die Asthetik der Werke spielt in ambivalenter Art und Weise mit dem Formenvokabular der Minimal Art. Regelwerke, Ordnungsmuster und Klassifikationssysteme sind für die Formfindung sehr wichtig. Materialien wie Stahl, Beton und Glas nutzt sie, um eine unpersönliche Grundstimmung zu erzeugen. Von Gebrauchsdesign inspirierte Objekte reduziert sie auf ihre Essenz. Sie unterläuft jedoch die formale Strenge, indem sie private Gegenstande, universelle Symbole, Textversatzstucke und Videos in ihre Rauminstallationen einbaut und zu einem vielschichtigen Informationsteppich verwebt. Weiter integriert sie Soundcollagen, deren Quellen nicht preisgegeben werden und damit ein Gefühl der Orientierungslosigkeit hinterlassen. Die Form steht bei Sung Tieu im Dienst des Inhalts, der sich mit soziopolitischen Fragen beschäftigt und Systemzwänge kritisch reflektiert.

Für ihre erste Einzelausstellung in der Schweiz wird Sung Tieu eine Installation in mehreren Kapiteln konzipieren. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Kunsthalle Nurnberg; gemeinsam erscheint im Snoeck Verlag eine Publikation.