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Marianne Fiedler, Portrait einer schwarzen Frau, 1889, Privatbesitz

Marianne Fiedler, Portrait einer schwarzen Frau, 1889, Privatbesitz

Leipzig: Unterschätzt. Künstlerinnen in Leipzig um 1900.

https://mdbk.de/ausstellungen/unterschaetzt-kuenstlerinnen-in-leipzig-um-1900/


12.05.2022 - 14.08.2022
Museum der bildenden Künste Leipzig Katharinenstraße 10 04109 Leipzig
Zum 125-jährigen Jubiläum der STIGA widmet das MdbK den ausgestellten Künstlerinnen – damals unterschätzt und heute nahezu vergessen – neue Aufmerksamkeit.

Die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gerwerbeausstellung – kurz STIGA – fand 1897 in der Messestadt Leipzig statt. Trotz des inhaltlichen Fokus auf Industrie- und Gewerbe, existierte dort auch eine eigens geschaffene Kunsthalle für zeitgenössische Kunst. Auf ca. 1700m² wurden Künstler*innen ausgestellt, die durch ihren Wohn- oder Geburtsort mit der Region verbunden waren. Unter den insgesamt 362 ausstellenden Kunstschaffenden befanden sich nur 34 Künstlerinnen, deren Arbeiten eine Randerscheinung darstellten.
Oftmals sahen sich die Künstlerinnen mit dem Vorwurf des Dilettantismus konfrontiert und mussten sich in einer Männerdomäne behaupten. Sowohl die Auswahlkomission der STIGA, als auch alle mit einer Medaille prämierten Kunstschaffenden, waren Männer.

Unter den teilnehmenden Künstlerinnen befanden sich Marianne Fiedler, Emilie Mediz-Pelikan und Philippine Wolff-Arndt. Fiedler war eine Studienkollegin von Käthe Kollwitz und eine der ersten Frauen, für die das königliche Kupferstichkabinett Dresden bereits 1894 eine Einzelausstellung veranstaltete. Mediz-Pelikan nahm gemeinsam mit ihrem Mann, dem Wiener Künstler Karl Mediz, an der Ausstellung teil. Beide kannten sich aus der Künstlerkolonie Dachau und waren auf der ersten Kunstausstellung der Wiener Secession sowie auf Ausstellungen in Dresden und Berlin vertreten. Philippine Wolff-Arndt zog 1880 nach ihrem Unterricht am Städelschen Zeicheninstitut nach Leipzig, wo sie zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten porträtierte. Sie war außerdem Vorsitzende des 1896 gegründeten Leipziger Künstlerinnen-Vereins und konnte ihre Bilder wiederholt im Leipziger Kunstverein ausstellen. Auf ihre Anregung hin, wurde die Königliche Akademie für Grafik und Buchgewerbe in Leipzig 1905 eine der ersten Kunsthochschulen in Deutschland, an der Frauen studieren durften.

Die Ausstellung will neben der prekären Ausbildungssituation der Künstlerinnen und ihrer Rolle auf der STIGA vor allem ihre Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung beleuchten. In einem weiteren Teil der Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig eine heutige Perspektive auf den Beruf der Künstlerin eröffnet. Es soll erörtert werden wie heutige Studierende der bildenden Künste die Rolle der Künstlerin in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft interpretieren.

"If you need me, I‘m (still) in the basement!”
Künstler*innen der Klasse Installation und Raum der HGB haben eine Intervention und Rauminstallation entwickelt, die sich als Gefährtin der gezeigten Kunstwerke der STIGA-Künstlerinnen positioniert. Diese versteht sich einerseits als ein szenografisches Display für die historischen Kunstwerke. Allerdings weist sie auch auf das andauernde Narrativ der strukturellen Diskriminierung von weiblichen und nicht-binären Künstler*innen hin. Die Rauminstallation wurde auf Basis eines kontinuierlichen Prozesses in einem kollaborativen Format durch eine Gruppe von studentischen und lehrenden Künstler*innen entwickelt und basiert – so wie alle in ihr gezeigten Arbeiten – auf einer intensiven Beschäftigung mit Macht- und Genderpolitiken im Kunstbetrieb.

Eingetragen am: Dienstag, 05.04.2022


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