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Mülheim Ruhr: Ursula Hirsch. Vor aller Augen

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15.03.2022 - 22.05.2022
KUNSTMUSEUM TEMPORÄR Schloßstraße 28-30 45468 Mülheim an der Ruhr
Collagen und Zeichnungen

Eine Einzelausstellung zum späten Werk von Ursula Hirsch beschließt das Programm im KUNSTMUSEUM TEMPORÄR. Gewürdigt wird eine Künstlerin, die seit 1970 in Mülheim lebt und dem Kunstmuseum seit Jahrzehnten eng verbunden ist. Von ihr und ihrem Partner, dem verstorbenen Künstler Werner Graeff, verfügt die Sammlung der Stadt über umfangreiche Werkkonvolute. Für ihre Lebensleistung wurde sie 2019, im Alter von 90 Jahren, mit dem begehrten Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr ausgezeichnet.

Vier Jahre vor der nationalsozialistischen Machtergreifung in Düsseldorf geboren, gehört Ursula Hirsch zu den letzten noch lebenden Zeitzeugen. Ihre Kinderjahre verbrachte sie im Ruhrgebiet, Krieg- und unmittelbare Nachkriegsjahre in Rosenheim. Ursula Hirsch zeichnete viel, übte sich im Scherenschnitt und richtete sich zur Kunst hin aus. Doch im repressiven Klima der Nachkriegszeit waren Künstlerinnen selten anzutreffen. Auf Anraten ihres Vaters begann sie zunächst eine Lehre als Glasmalerin, die den Weg in die Selbstständigkeit bereitete. Angeregt von der abstrakt-modernen Glasgestaltung eines Jan Thorn Prikker und Georg Meistermann führte sie zahlreiche Aufträge im öffentlichen Raum aus. Dabei wirkte sie auch in Mülheim an der Ruhr: 1974 gestaltete sie ein großformatiges Buntglasfenster für die Katharinenschule in Speldorf und 2006 einen Kreuzweg mit 14 Stationen für die Klosterkirche in Saarn. Daneben entwickelte sie ab 1955 als freie Künstlerin Gemälde, Druckgrafiken und Reliefs, zunächst in einer abstrakt-konstruktiven Formensprache.

2019/20 vermachte sie zahlreiche Werke aus ihrem Vorlass dem Mülheimer Kunstmuseum. Erstmals wird ein Teil der Schenkung vorgestellt: Ausgewählt für die Ausstellung sind Werke aus Papier aus den späteren Jahren. Entstanden nach dem Tod von Werner Graeff 1978, geben sie Einblick in eine Phase, in der sich ihr Werk um figurative und surreale Elemente, Theaterzeichnungen sowie um Techniken der Collage erweitert hat. Sukzessive erfolgte in den 1980er-Jahren unter dem Namen
Ursula Hirsch eine künstlerische Neuorientierung.

Als Beitrag zur Erinnerungskultur steht die 13-teilige Collage-Serie sich erinnern im Fokus der Ausstellung. Sie entstand 1988 anlässlich der 50. Wiederkehr der Reichspogromnacht. Aus der Perspektive der Zeitzeugin reflektiert Ursula Hirsch auf die gewalttägigen Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger*innen vom 9. auf den 10. November 1938. Diese vom nationalsozialistischen Regime gelenkten Übergriffe, die vor allen Augen stattfanden, erlebte sie als neunjähriges Kind in den Straßen Duisburgs. Ein autobiografischer Text führt in die Serie ein.

Eingetragen am: Sonntag, 06.03.2022
Letzte Änderung: Montag, 07.03.2022


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