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Pablo Picasso, Suite 156 (Blatt 50), 1968–1972, 16.5.1970, Museum Ludwig, Köln © Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv, Köln

Pablo Picasso, Suite 156 (Blatt 50), 1968–1972, 16.5.1970, Museum Ludwig, Köln © Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv, Köln

Köln: Picasso. Suite 156 mit Kubra Khademi

https://www.museum-ludwig.de/


28.10.2023 - 04.02.2024
Museum Ludwig Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Am 8. April 2023 jährt sich der Todestag von Pablo Picasso zum 50. Mal. Unter dem Titel "The Picasso Celebration 1973-2023" finden zahlreiche Ausstellungen in Europa und den USA statt, um sein Werk einer modernen Zielgruppe näherzubringen. Das Museum Ludwig besitzt die drittgrößte Picasso-Sammlung weltweit und beteiligt sich an diesem Jubiläumsjahr mit einer Präsentation aus der Grafiksammlung, genannt "Suite 156", ein spätes Werk des Künstlers, das 155 Radierungen aus den Jahren 1968 bis 1972 umfasst.

Die Entstehung dieses Zyklus fiel in die Zeit der weltweiten sozio-kulturellen Bürgerrechtsbewegungen, die 1968 in Picassos Wahlheimat Frankreich, insbesondere im sogenannten Pariser Mai, ihren Höhepunkt erreichten. In seinem letzten druckgrafischen Zyklus erforschte Picasso persönliche Erinnerungen, Liebe, Leben und Sterblichkeit, die westliche Kunst- und Kulturgeschichte sowie die Beziehungen zwischen Künstlern, Modellen und Betrachtern. Ihr verbindendes Motiv war Eros, der griechische Gott der erotischen Begierde, der als Lebenskraft und Leidenschaft aller dargestellten Figuren fungiert. Bei der Erstpräsentation im Frühjahr 1973 in Paris stieß die Serie auf geteilte Reaktionen. Während positive Kritiken Picassos technische Fertigkeiten lobten, führte die explizite Darstellung sexueller Verhaltensweisen zu Kontroversen. Dieser Konflikt bildet den Ausgangspunkt der Präsentation: Zum einen werden die Besonderheiten des kollektiven Arbeitens in druckgrafischen Verfahren verdeutlicht, da Picasso eng mit dem belgischen Druckmeister Aldo Crommelynk zusammenarbeitete. Zum anderen entstand die Suite in einer Zeit des sozialen Wandels und kulturellen Umbruchs, in der die Frauenbewegung und Diskussionen über Körperbilder, -politiken, Sichtbarkeit und Repräsentation auch in der Kunstwelt präsent waren.

Während der Entstehungszeit der Suite 156 wurde in Picassos Wahlheimat Frankreich das Magazin "Le Torchon brule" an der École des beaux-arts in Paris herausgegeben. Dieses Magazin wurde von Aktivistinnen und Künstlerinnen des Mouvement de libération des femmes (MLF) ins Leben gerufen. Eine Auswahl von Illustrationen, Grafiken und Textbeiträgen aus diesem "monatlichen" Magazin zeigt die Aktivitäten feministischer, künstlerischer Kollektive dieser Zeit.

Die Präsentation der Radierfolge wird durch eine zeitgenössische Produktion der afghanischen Künstlerin Kubra Khademi (*1989 in Ghor, Afghanistan) ergänzt. Ihre Kunst setzt sich politisch und humorvoll mit gesellschaftlichen Normen von weiblichen Körpern und Identitäten auseinander. Sie verwendet den Körper bewusst als provokatives künstlerisches Mittel, um Geschlechtergerechtigkeit einzufordern. 2015 führte sie die Performance "Armor" in einer Rüstung durch die Straßen Kabuls, die den weiblichen Körper nachbildete. Infolgedessen musste die Künstlerin das Land verlassen und lebt seitdem im französischen Exil. Ihre dreiteilige Neuproduktion von großformatigen Gouachezeichnungen zeigt Esel in unterschiedlichen teils erotischen Posen, inspiriert von der persischen Miniatur- und mogulischen Malerei. Die Zeichnungen veranschaulichen die Alltagskultur in Afghanistan, indem sie die Art und Weise aufgreifen, wie Frauen untereinander über ihr sexuelles Begehren sprechen und ihr Wissen an die nächste Generation weitergeben.

Diese Umkehrung des Blicks von einem männlichen zu einem weiblichen Standpunkt erweitert das Thema der sexuellen Begierde um eine außereuropäische, weibliche Perspektive und bietet die Möglichkeit, Picassos Suite 156 im Kontext aktueller Diskussionen über Kunst und Gender zu betrachten.

Eingetragen am: Montag, 28.08.2023
Letzte Änderung: Mittwoch, 30.08.2023


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