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Berlin: Gert & Uwe Tobias

Berlin: Gert & Uwe Tobias

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26.08.2011 - 01.10.2011
CONTEMPORARY FINE ARTS Am Kupfergraben 10 10117 Berlin Mitte
Contemporary Fine Arts freut sich, eine Ausstellung mit neuen Werken der in Köln lebenden Zwillingsbrüder Gert & Uwe Tobias (*1973 in Kronstadt, Rumänien) bekannt geben zu dürfen.

Für den Betrachter eröffnet sich beim Anblick der Werke von Gert & Uwe Tobias eine surreale und skurril anmutende Welt: die Holzschnitte und Collagen zeigen karnevaleske Köpfe mit triefender Nase und spitzen Hüten, geisterhafte Gesichter in diffusem Licht und langgezogene, bunte Phantasiefiguren. In geometrischer Überhöhung und Abstraktion stehen sie wie Vogelscheuchen oder hölzerne Spielzeugfiguren vor monochromem Hintergrund oder konstruktiven und zugleich dekorativ anmutenden Matrizen und Gitterstrukturen.

Die seit ihrem Abschluss an der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste im Jahr 2001 als Team zusammenarbeitenden Künstler bedienen sich volkstümlicher Elemente – ein Interesse, das insbesondere auf die Auseinandersetzung mit der eigenen Heimat Siebenbürgen und deren Traditionen zurückzuführen ist. Dabei entstehen vielschichtige Werkgruppen wie etwa die 2004 begonnene „Come and See Before The Tourists Will Do – The Mystery of Transsylvania“. In den Collagen und Zeichnungen wird zunächst ein figürliches Vokabular entwickelt, das seine Fortsetzung in Holzschnitten, Skulpturen und Schreibmaschinenzeichnungen findet. Zum Bilderkosmos der Künstler gehören des weiteren Boden- und Wandmalereien sowie Plakate. Diese werden zu jeder Ausstellung individuell kreiert und gemeinsam mit den Exponaten in einer Art räumlichem Gesamtkunstwerk präsentiert.


Nicht nur Stickereien, Spitze und Trachten finden Eingang in die Arbeiten; das Volkstümliche ist auch die Quelle für das von ihnen bevorzugte künstlerische Verfahren des Holzschnitts, das in Europa seit dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Allerdings erfährt das traditionelle Medium in den Werken von Gert & Uwe Tobias eine völlig neue Dimension und Reinterpretation. Entgegen der konventionellen Druckmethode werden die zuvor im Kleinen entwickelten Formen und Figuren grafisch reduziert und eingescannt, um in das größere Medium transformiert werden zu können. Durch große, einzeln eingefärbte Platten aus Pappelholz, die wie ein Puzzle individuell zusammengesetzt werden, entstehen manuell und ohne Presse in einer Art Stempelverfahren Kompositionen in Zweiereditionen. Durch die Individualität der einzelnen Prägungen werden sie so in gewissem Sinne zu Unikaten.

Die charakteristische Mehrdeutigkeit der Bilder wird also medial wie auch formal durch die Gegenüberstellung von archaischer und moderner, der Kunst des 20. Jahrhunderts entlehnten Formensprache erwirkt. Die surrealen Erscheinungen und Anlehnungen an die diabolischen und zugleich komischen Komponenten eines mittelalterlichen Karnevals werden in geometrische Strukturen und Raster gekleidet und die menschliche Physiognomie in ihrer Geometrie konstruktivistisch abstrahiert. Eine besondere Rhythmisierung erfahren die Figuren dadurch etwa in dem großen horizontalen Leinwandholzschnitt, der mit seinen sechs Metern Breite eine choreographische Aneinanderreihung der Phantasiegestalten und somit eine Art „statische“ Dynamik ermöglicht, die an die stereometrischen Figuren von Oskar Schlemmer erinnert.

Das innovative Spiel der Künstler mit dem Klischee der trivialen Volkskunst basiert somit auf der gleichzeitigen Hinterfragung und Prüfung der Formensprache der „niederen“ aber auch der „höheren“ modernen Kunst des 20. Jahrhunderts.

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am: Dienstag, 14.06.2011


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