Skip to Content

Home > Deutschland > Rheinland-Pfalz > Remagen: Jonathan Meese, Erzstaat Atlantisis

Katalog
Amazon Bild

Remagen: Jonathan Meese, Erzstaat Atlantisis

http://www.arpmuseum.de/


01.05.2009 - 30.08.2009
Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck Hans-Arp-Allee 1 D- 53424 Remagen Tel +49 (0)22 28/94 25 12 Fax +49 (0)22 28/94 25 21
Jonathan Meese gründet »Saalstaat« in Rolandseck
Unter dem Titel »Erzstaat Atlantisis« inszeniert Jonathan Meese vom 1. Mai bis zum 30. August 2009 im Arp Museum Bahnhof Rolandseck weltweit erstmals sein nahezu komplettes plastisches Werk, ergänzt um großformatige Gemälde, Klang- und Filminstallationen sowie szenographisch-utopische Einbauten. Meeses Werk wird in der von Daniel J. Schreiber kuratierten Ausstellung in Dialog gesetzt mit Arbeiten zum Thema Atlantis von Joseph Beuys und aus dem Umfeld der Stuttgarter Galeristen Helga und Hans-Jürgen Müller.
Mit 53 Bronzeplastiken ist diese Ausstellung die erste, nahezu lückenlose Retrospektive auf das plastische Werk von Jonathan Meese. Auch 14 großformatige Ölgemälde und zahlreiche Collagen sind im Arp Museum Bahnhof Rolandseck versammelt, allesamt Arbeiten der letzten sieben Jahre.
Daniel J. Schreiber vergleicht das Zusammenspielen der Exponate mit einem Kinofilm: »Meese baut im Richard-Meier-Bau eine große Kulissenlandschaft auf«, so erklärt der Kurator der Ausstellung, »in der sich seine Skulpturen wie Schauspieler bewegen. Sein Set ist ein auf Studioformat zusammengeschrumpfter Staat. Darin lässt er teils überlebensgroße Würdenträger mit martialischen Gesten, drohend ausgefahrenen Riesenpenissen und ordensdekorierten Brüsten auf- und abmarschieren. All dies ist eine fantastische Groteske, ein riesenhafter Schabernack.« Die langen Werktitel (»General ´PONY´ [Es ist nie zu spät, Tierbaby zu sein]«, »Babyadmiral Nullpe, Seeschlacht No Problem [Gefecht bei SALAMI und Lakritze] « u.a.) und die Texte seiner zahlreich vertretenen Manifeste belegen diese Einschätzung: Der Malerbildhauer und Performancekünstler lässt seine Figuren »Babybewegungen« üben, »Staatsballet« tanzen oder lädt sie zur »Geburtstagsrevolution« ein. »Die Atlantisischen sind die totalen Spielkinder« behauptet Jonathan Meese zur Gründung des Erzstaates Atlantisis.
Zwei Bühneneinbauten bilden die beiden Spannungspole der von Meese inszenierten »totalen Gegenwelt«: Die maßstabsgetreu rekonstruierten Ruinen der vom griechischen Philosophen Platon beschriebenen Kapitale von Atlantis verkörpern eine vergangenheitsorientierte Utopie. Der stellt Meese die »totale Zukunft« seines geheimnisvollen »Erzraums« gegenüber. Hier, so verspricht der Künstler, präsentiert er erstmals eine von ihm entdeckte »Weltformel«, welche die Menschheit zur »Diktatur der Kunst« führen wird.
In dem 40 Meter hohen Aufzugschacht des Museumsgebäudes installiert Meese das Herzstück der Ausstellung, eine »vulkanische Druckkammer«, in der nostalgische Tradition derart stark komprimiert wird, dass sie oben wie Lava als »das absolut Neue« ausgeschleudert wird. Vor dem malerischen Rolandsecker Panorama aus Waldhang, Flusslauf und Siebengebirge vollzieht sich die »Revolution« des »Erzkünstlers«, zumindest für die Ausstellungsdauer vom 1. Mai bis zum 30. August 2009.
Als Dialogpartner Meeses tritt ein Künstler auf, der schon vor Meese Atlantis als revolutionären Zielpunkt entdeckt hat: Joseph Beuys, der in der Vernichtung von Atlantis das Symbol des Verlusts einer naturnahen Spiritualität sah, ist mit fotografierten Sandzeichnungen, zeichnerischen und malerischen Arbeiten sowie seiner jüngst neu erschienenen Filmtrilogie Atlantis im Erzstaat vertreten. Das von der Documenta 1992 bekannte Atlantis-Projekt von Helga und Hans-Jürgen Müller – eine von den Stuttgarter Galeristen zum Zwecke ethischer und moralischer Erneuerung auf Teneriffa ins Leben gerufene kulturelle Begegnungsstätte, ist mit fantastisch anmutenden Ölgemälden von Carl Laubin, Architekturmodellen von Frei Otto und Leon Krier sowie Arbeiten von Hans-Jürgen Müller selbst präsent.
In dem drei Wochen nach Ausstellungseröffnung bei DuMont erscheinenden, vom Kurator Daniel J. Schreiber zusammengestellten Katalogbuch sind Beiträge von Jonathan Meese, Bazon Brock, Klaus Gallwitz, Durs Grünbein, Doris Mampe und Daniel J. Schreiber sowie ein Vorwort des Direktors des Arp Museums Bahnhof Rolandseck, Oliver Kornhoff, enthalten, überdies eine Bildstrecke von der Ausstellung und ihren Exponaten sowie eine DVD mit dem Ausstellungsfilm.
Ebenfalls bei DuMont erscheint eine Sonderedition von Jonathan Meese mit 20 gerahmten Diptychon-Unikaten, die zu je 1.650 EUR erworben werden können. Die Edition wird in der Ausstellung gezeigt und ist im Katalog abgedruckt.
Am 30. April 2009, dem Tag der Ausstellungseröffnung, wird Jonathan Meese ab 15.30 Uhr bei einer Performance den Erzstaat Atlantisis proklamieren. Das Begleitprogramm der Ausstellung umfasst einen »Lustmarsch« von Bazon Brock, eine Lesung von der Mutter des Künstlers Brigitte Meese, Podiumsgespräche, die Daniel J. Schreiber mit Jonathan Meese und Friedhelm Mennekes führt, sowie eine Interpretation des im Theresienstädter Konzentrationslager entstandenen Librettos von Der Kaiser von Atlantis von Franz Peter Kien durch das Junge Theater Bonn-Beuel.

Eingetragen von: admin
am: Dienstag, 30.06.2009